Das Abbruchhaus
Eigentlich bin ich ja der geborene Pragmatiker. Schnörkel und Schnickschnack sind meist nur überflüssige Informationen – künstlerischer Interpretationsspielraum ist überbewertet. Was zählt, sind Fakten! Na gut, in der Fotografie trifft man mit der Aussage sicherlich nicht auf viel Gegenliebe; ist es doch Usus, viele Gedanken in die Gestaltung eines Fotos zu investieren.
Heute versuchte ich mich als rasender Reporter und ging auch mit diesem „Motto“ an die spontane Minifototour heran. Ich wollte Bilder schießen, bei denen nicht der künstlersiche Aspekt im Vordergrund steht, sondern eine aktuelle Situation, die ich zeigen und fotodokumentarisch festhalten wollte.
Was kam dabei gelegener, als ein Abbruchhaus, das momentan in seinen letzten Atemzügen steht und bereits gravierend von dem Stahlmaul des Abbruchbaggers angeknabbert wurde. Innerlich malte ich mir Szenen aus, in denen ein Kriegsberichtserstatter zerbombte Straßenzüge fotografierte. Ganz so spannend war das Abbruchhaus natürlich nicht, aber ich gab mein Bestes – natürlich unter Lebensgefahr. Denn überall lauerten Scharfschützen und die Panzer standen schußbereit in den Trümmern.
Okay, die Panzer waren in dem Falle lediglich nur Kran und Abbruchbagger. Doch die Scharfschützen waren schon durchaus interessanter: Ebenfalls Interessierte, die mit Kameras auf die Szenerie zielten und eifrig Bilder schossen. Da fiel ich mit meiner Ausrüstung gar nicht mehr so sehr auf.
Aus der Not heraus musste ich bei ISO800 fotografieren. Da der eh nicht all zu helle Tag sich bereits dem Ende neigte und das Licht schon kaum mehr für niedrigere Werte ausreichte, wagte ich diesen Kompromiss. Wider Erwarten war das Rauschen sehr gering und zu vernachlässigen. Durch die RAW-Bearbeitung ließ sich noch ein weiteres Quäntchen herausholen. Selbst ISO1600 machte mit der EOS700D durchaus noch eine alltagstaugliche Figur. Für Fotografien mit dokumentarischem Hauch völlig akzeptabel. Bilder, bei denen der künstlerische Aspekt im Fokus steht, würde ich allerdings damit nicht mehr schießen. Meine Maxime lautet: bevorzugt ISO100 (selten ISO200) – bei entsprechender Dunkelheit dann aber gern eine Langzeitbelichtung über mehrere Sekunden.