Anfängerkurs: Die Entmystifizierung des Zoomfaktors

Begriffe wie Teleobjektiv, Weitwinkelobjektiv, Zoomobjektiv, Festbrennweitenobjektiv und co. stehen für die Klassifizierung eines Objektives nach Brennweitenbereich (daraus resultierend: Blickwinkel) und Aufbau. Warum jedoch auch ein Weitwinkelobjektiv ein Zoomobjektiv sein kann und ein Teleobjektiv kein Zoomobjektiv sein muss, erklärt dieser Artikel.

Zoomobjektive werden oft von vielen Menschen für große Boliden gehalten, mit denen man dem Nachbarn beim Nasebohren zuschauen kann. Zoom scheint irgendwie nach etwas Gewaltigem zu klingen.

Ein Erklärungsansatz ist bei den Kompaktkameras und Camcorder der 90er Jahre bis zur Gegenwart zu finden. Diese wurden und werden oftmals mit hohen Zoomfaktoren umworben, die es erlauben, weit entfernte Motive – wie durch ein Fernglas – zu filmen und zu fotografieren. Wir reden hier von Zoomfaktoren von 40x und mehr.

Dieser Zoomfaktor hat sich hartnäckig in die Köpfe eingebrannt und wird fälschlicherweise für Objektive verwendet, die meist nichtmal Zoomobjektive sind.

Denn Zoom heißt nichts anderes, als dass man die Brennweite eines Objektives verändern kann. Es ist hier einzig auf die Bauart bezogen und hat noch keine Aussagekraft über den Vergrößerungsfaktor des Objektives.

Auch ein Weitwinkelobjektiv kann ein Zoomobjektiv sein, wenn man seine Brennweite ändern kann. Solche liegen beispielsweise in Bereichen zwischen: 8-15mm, 10-22mm, 16-35mm etc. Mit dem Blick durch ein Fernglas kann man solche Brennweiten im niedrigen zweistelligen Millimeterbereich nicht vergleichen, viel mehr bieten sie einen großen Blickwinkel, mit dem man viel Motiv auf’s Bild bekommt. Sie sind daher für Landschafts- und Architekturaufnahmen prädestiniert.

Und was ist nun der Zoomfaktor?

Der Zoomfaktor gibt lediglich an, mit welchem Wert die kleinste Brennweite multipliziert werden muss, um rechnerisch auf die größte Brennweite eines Zoomobjektives zu kommen. Bei einem 16-35mm Weitwinkelzoomobjektiv wäre dies 35/16, nämlich 2,1875. Man spricht hier auch von einem 2,1875x Zoom

Interessanter ist es bei großen Teleobjektiven, die tatsächlich das heißersehnte Fernglasfeeling beim Fotografieren bieten. Viele dieser Objektive sind keine Zoomobjektive, sondern werden als sogenannte Festbrennweite gefertigt. Das heißt: Die Brennweite ist fix und lässt sich nicht ändern. Solche Objektive sind beispielsweise mit 300mm, 400mm, 500mm, 600mm etc. zu finden. Möchte man die Brennweite wechseln, muss man in dem Falle das Objektiv wechseln.

Festbrennweiten besitzen immer einen Zoomfaktor von 1 (z.B. 600mm/600mm = 1). Das Objektiv kann dann noch so gewaltig und groß sein, es besitzt lediglich einen 1x Zoom. Es bietet aber bei entsprechend hohem Brennweitenbereich jedoch eine sehr hohe Vergrößerung. Eben jener Effekt, der von vielen mit „Zoom“ gleichgesetzt wird.

Anders sieht es jedoch bei Telezoomobjektiven. Auch diese können erstaunliche Ausmaße annehmen und werden von Laien oft mit einem hohen Zoomfaktor geadelt, weil sie scheinbar imposant wirken. Aber auch hier sieht die Realität dann relativ ernüchtend aus:

Ein Telezoomobjektiv mit einem Brennweitenbereich von 150-600mm besitzt lediglich einen läppischen 4x-Zoom (600/150=4). Ein Telezoomobjektiv mit einem Brennweitenbereich von 70-200mm liegt bei 2,85x.

Alles keine Werte, die an die Zoomgiganten aus dem Camcorder- und Kompaktkamerasegment mithalten können, die teils 40x Zoom und mehr bieten. Jedoch ermittelt sich dieser Wert teils rein theoretisch und die eingebauten Objektive liegen qualitativ um Welten von den Teleobjektiven mit geringem Zoomfaktor entfernt.

Zusammenfassend kann man festhalten:

Zoomobjektiv: Objektiv mit veränderbarer Brennweite

Zoomfaktor: Größte Brennweite/kleinste Brennweite

Festbrennweite: Objektiv mit fixer Brennweite

Teleobjektiv: Objektiv mit hoher Brennweite und engem Bildwinkel (Stichwort: Fernglasfeeling)

Weitwinkel: Objektiv mit geringer Brennweite und weitem Bildwinkel

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