Anfängerkurs: Blende, Zeit und ISO – Parameter der richtigen Belichtung

Blende, Zeit und ISO sind grundlegende Faktoren der Belichtung und spielten schon zu analogen Zeiten eine wichtige Rolle. Über das Belichtungsdreieck sind diese drei Parameter miteinander verwandt. Sprich: Änderungen eines Paramters wirken sich auf die jeweils beiden anderen aus. Im vollaumatischen Modus (A) übernimmt die Kamera jedwede Messung und Einstellung dieser Parameter. Jedoch ist es unumgänglich, deren Funktion zu kennen, wenn man sich in die halbautomatischen Modi (AV/A, TV/S) oder in den manuellen Modus (M) wagt.

Blende

Die Blende ist ein mechanisches Bauteil im Objektiv, das – wie die Pupille im Auge – die Lichtmenge regelt und Einfluß auf die Schärfentiefe nimmt. Mehrere Blendenlamellen greifen dabei ineinander und verengen oder erweitern den Lichtkreis.

Während die Steuerung der Blende früher über mechanische Blendenringe funktioniere, die am Objektiv gedreht wurden, geschieht die Steuerung heute über die Elektronik der Kamera. Das Prinzip der Blende ist jedoch weiterhin unverändert.

Parameter der Blende: Offen („Weit“, „Groß“,Kleine Zahlenwerte, z.B.: f/1.8) – Geschlossen („Eng“, Klein, f/22)

Kleine Zahlenwerte (z.B. f/2.8, f/1.8, f/1.4) bedeuten, dass die Blende geöffnet ist und die meiste Lichtmenge auf den Sensor fallen lässt. Schaut man hierbei von vorn auf das Objektiv, erkennt man die Blende meist nicht, sondern blickt direkt durch die Linsen. Der Anblick erinnert entfernt an weit geöffnete Augen bei Dunkelheit.

Große Zahlenwerte (f/16, f/22) stehen für eine geschlossene Blende. Der Blick von vorn durch das Objektiv zeigt, dass der Blendenkreis eng oder klein erscheint. Es wird wenig Licht durch das Objektiv gelassen. Würde man eine geschlossene Blende mit dem Auge vergleichen, könnte man sich die Pupille an einem hellen Sommertag vorstellen.

Der kleinste Zahlenwert, den die Blende annehmen kann, wird als Offenblende bezeichnet. Dieser Wert variiert je nach Objektiv. Bei günstigen Zoomobjektiven reicht dieser von beispielsweise f/4.5 bis f/5.6 und ändert sich mit zunehmender Brennweite. Bei hochwertigeren Zoomobjektiven finden sich meist durchgängige Werte von beispielsweise f/2.8 oder f/4.0.

Effekte: Offen → Geringe Schärfentiefe, Geschlossen → hohe Schärfentiefe

Die Wahl der Blende dient nicht nur der Lichtdurchlässigkeit und Anpassung an die aktuellen Lichtverhältnisse, sondern erlaubt auch gestalterischen Einfluss auf das Bild zu nehmen. Dadurch, dass wir die Blende aktiv öffnen und schließen können, kann man die Schärfe des Motives verändern und die sogenannte Schärfeebene vergrößern oder verkleinern.

Wird eine Flasche in beispielsweise 2m Entfernung bei Blende f/1.8 fokussiert, wird nur diese Flasche scharf dargestellt. Die Schärfeebene liegt in diesem Beispiel in 2m Entfernung von der Kamera (genauer: in 2m Entfernung von der Sensorebene), nämlich genau auf der Höhe der zuvor scharf gestellten (fokussierten) Flasche. Man spricht bei offener Blende auch von einer geringen Schärfentiefe. Gering deshalb, weil schon wenige Zentimeter hinter dem fokussierten Bereich keine scharfe Darstellung erfolg.

Möchte man jedoch auch den Hintergrund scharf darstellen, muss die Blende geschlossen werden. Wie im Beispiel zuvor, soll eine Flasche in 2m Entfernung bei Blende f/1.8 scharf dargestellt werden. Zusätzlich jedoch auch ein Trinkglas, welches sich beispielsweise 50cm hinter der Flasche befinde. Man kann natürlich zuallererst das Glas scharfstellen, wird jedoch feststellen, dass dann die Flasche nicht mehr scharf dargestellt wird.

Deshalb wird abermals die Flasche im Vordergrund fokussiert und die Blende beispielsweise auf f/4 verringert (abgeblendet). Dadurch werden die Flasche und das Glas im Hintergrund scharf abgebildet. Pauschal kann man festhalten: Je weiter die Blende geschlossen wird, desto größer wird die Schärfeebene. Diese verlagert sich immer weiter nach hinten, sprich: die Schärfentiefe wird höher.

Mit dem Abblenden verhält es sich ähnlich, wie mit einem Kurzsichtigen, der ohne Brille ein weit entferntes Verkehrsschild zu lesen versucht. Der Kurzsichtige kneift instinktiv die Augen zusammen, wodurch das sichtbare Bild etwas schärfer erscheint.

Vorwahlmodus: AV (Canon), A (Nikon, Sony)

Belichtungszeit

Die Belichtungszeit oder auch Verschlusszeit, ist die Zeit in Sekunden, in der der Verschluss der Kamera geöffnet ist und Licht auf den Sensor oder den Film trifft. In der Verschlusszeit wird das Bild belichtet.

Parameter: Lang (z.B. ¼ Sek, 20 Sek) – Kurz (z.B. 1/1000 Sek, 1/8000 Sek)

Der Verschluss einer Kamera ist vereinfacht dargestellt eine mechanische Klappe, die den Sensor oder den Film im Normalzustand Lichtdicht bedeckt. Für die Dauer der Belichtung wird diese Klappe elektronisch geöffnet und das Licht gelangt vom Objektiv auf den Sensor.

Je länger die Belichtungszeit dauert, desto mehr Licht nimmt der Sensor auf, desto heller wird das Bild. Bei falsch gewählter, zu langer Belichtungszeit spricht man deshalb auch von Überbelichtung. Das Gegenteil ist der Fall, wenn zu wenig Licht auf den Sensor trifft. Dies kann passieren, wenn die Belichtungszeit zu Kurz gewählt ist. Das Bild erscheint unterbelichtet.

Die Wahl der Belichtungszeit ist immer abhängig von der gewählten Blende, dem eingestellten ISO-Wert und den aktuell herrschenden Lichtbedingungen am Aufnahmeort. Deshalb ist es pauschal nicht möglich festzulegen, welche Belichtungszeit als zu lang oder zu kurz angesehen wird.

Effekte: Je kürzer die Belichtungszeit ausfällt, desto weniger Licht fällt auf den Sensor. Je länger die Belichtungszeit, desto größer ist die Gefahr von verschwommenen Bildern.

Die Belichtungszeit macht man sich zunutze, um bewegte Motive einzufrieren. Ein vorbeifahrendes Auto, welches mit 1/100 Sek fotografiert wird, erscheint verschwommen und wirft Schlieren. Wird die Verschlusszeit nun stark verkürzt – beispielsweise auf 1/800 Sek oder kürzer – wird der Effekt des Einfrierens sichtbar. Das Auto scheint bewegungslos auf der Straße zu stehen. Imposant sind solche Effekte bei Tieren oder Sportlern, die durch die Luft springen und durch die kurze Verschlusszeit in der Luft zu stehen scheinen.

Jedoch können Schlieren und so genannte Bewegungsunschärfen auch erwünscht sein, denn dadurch wird ein statisches Bild dynamisch. Ein Pferd, das nach einem Sprung wie eingefroren in der Luft steht, mag zwar interessant wirken, jedoch ist hier keine Dynamik ersichtlich. Interessant wäre eine Kombination aus Schärfe und Unschärfe: Beispielsweise ein scharfer Kopf, aber unscharfe Beine, die aussehen, als würden sie sich in der Luft noch bewegen. Mit längeren Verschlusszeiten sind solche Effekte möglich.

Auf die Spitze treibt es die Langzeitbelichtung, die beispielsweise in der Nachtfotografie zum Einsatz kommt. Eine stark befahrene Autobahn wirkt beispielsweise nach einer 30 sekündigen Belichtung in der Nacht surreal und psychedelisch. Durch die lange Belichtung verwaschen die Lichter der Autos zu einem durchgehenden Lichtstreifen.

Vorwahlmodus: TV (Canon), S (Nikon, Sony)

ISO

Ursprünglich ein fixer Wert für die Lichtempfindlichkeit des Analogfilms. Heute wird damit jedoch ein variabler Wert für die Lichtempfindlichkeit des Sensors angegeben. Für gewöhnlich reichen die ISO-Werte von 100-25600.

Parameter: Hoch (ISO 6400) – Niedrig (ISO 100)

Zum ISO-Wert lässt sich aus technischer Sicht nicht all zu viel erzählen, wie zu Blende und Verschlusszeit. Ursprünglich war hiermit die im Herstellungsprozess chemisch festgelegte Lichtempfindlichkeit des Analogfilms gemeint. Filme mit niedrigem ISO-Wert (ISO-100 und weniger) waren weniger Lichtempfindlich, als jene mit hohen ISO-Werten.

Digitalkameras haben diesen Effekt übernommen: Heute regelt der ISO-Wert die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Während an sonnigen Tagen unter freiem Himmel niedrige ISO-Werte möglich sind, muss man den Wert im dunklen Innenraum entsprechend erhöhen.

Effekte: Hohe ISO-Werte steigern die Lichtempfindlichkeit des Sensor bei geringerer verfügbarer Lichtmenge am Aufnahmeort. So ist es möglich, auch im Schatten oder im Innenraum (zum Beispiel im Theater) ohne Blitz zu fotografieren. Jedoch erzeugen hohe ISO-Werte oftmals ein grieseliges Bild mit vermeintlichen Farbfehlern und Punkten, das sogenannte Bildrauschen. Auch dieser Effekt bestand schon zu analogen Zeiten und kann durchaus als Stilmittel dienen. Heute ist er jedoch meist unerwünscht und wird vielfach als Makel angesehen. Durch Software lässt sich Bildrauschen jedoch heute zuverlässig entfernen.

Kameras rauschen am geringsten, wenn der niedrigste ISO-Wert eingestellt ist . Jedoch setzt dies eine entsprechende Menge an verfügbarem Licht voraus. Entweder durch eine offene Blende oder durch helles Licht, wie Sonnenschein.

Belichtungsdreieck

Blende, Zeit und ISO sind über das Belichtungsdreieck miteinander verwandt. Sprich: Änderungen eines Paramters wirken sich auf die jeweils beiden anderen aus.

Beispiel #1 (Blende vorgegeben):

Ich will bei Sonnenschein offenblendig fotografieren (f/2.8). Einflussnahme auf die korrekte Belichtung erfolgt über Belichtungszeit und ISO.

Gegegenheiten:

  • Sonnenschein → Viel Licht
  • offene Blende (f/2.8) ist vorgegeben! → Hohe Lichtdurchlässigkeit

Herangehensweise:

  • ISO Gering halten (Lichtempfindlichkeit des Sensors dämpfen)
  • Verschlusszeit kurz halten (Je kürzer die Verschlusszeit, desto weniger Licht geht auf den Sensor)

Mögliche Einstellungen bei f/2.8 → 1/4000 Sek und ISO-100.

Beispiel #2 (Zeit vorgegeben):

Ich will im relativ dunklen Innenraum mindestens eine Verschlusszeit von 1/30 Sek realisieren, alle drei Werte stelle ich manuell ein. Erreichen lässt sich die Verschlusszeit in dem Falle über Anpassungen bei ISO und Blende.

Gegebenheiten:

  • Dunkler Raum → relativ wenig Licht
  • Verschlusszeit vorgegeben → 1/30 Sek

Herangehensweise:

  • Blende öffnen (Mehr Licht gerät auf den Sensor)
  • ISO-Wert erhöhen (Lichtempfindlichkeit des Sensors steigt)

Mögliche Einstellungen:

  • Verschlusszeit: 1/30 Sek, Blende f/4 → ISO-3200
  • Verschlusszeit: 1/30 Sek, Blende f/2.8 → ISO-1600
  • Verschlusszeit: 1/30 Sek, Blende f/2 → ISO-800

Beispiel #3 (ISO-Wert vorgegeben):

Ich will rauschfreie Bilder und setze deshalb den ISO-Wert von 100 fest. Einflussnahme auf die Belichtung erfolgt hierbei über Verschlusszeit und Blende

Gegebenheiten:

  • Durchschnittlich viel Licht
  • ISO vorgegeben → ISO-100

Herangehensweise:

  • Verschlusszeit wählen, dass verwacklungsfreie Aufnahmen möglich sind.
  • Blende weit öffnen.

Mögliche Einstellungen bei ISO-100 → 1/50 Sek, f/2.8

Fazit:

Blende, Zeit und ISO sind über das Belichtungsdreieck miteinander verwandt. Sprich: Änderungen eines Paramters wirken sich auf die jeweils beiden anderen aus.

Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert sind immer Relativ zum aktuellen Lichtangebot.

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