Bokeh pimpen – es müssen nicht immer Kreise sein
Man muss sich nicht mit Fotografie befassen, um den Effekt der Tiefenunschärfe zu verstehen. Denn dieses Phänomen entspricht der menschlichen Nah- und Fernsicht. Während beispielsweise ein nahes Objekt fokussiert, also scharf dargestellt wird, erscheint der Hintergrund verschwommen, unscharf und steht hierbei nicht im Fokus. Während das menschliche Auge hierbei lediglich die Schärfe reguliert, ist mit Kameraobjektiven weitaus mehr Vielfalt in Sachen Tiefenunschärfe möglich. Wenn Lichter im unscharfen Hintergrund zu punktartigen Gebilden verschwimmen und wie Seifenblasen durch den Hintergrund schwirren, spricht man vom Bokeh-Effekt.
Je nach Objektiv, ist dieser Bokeh-Effekt mehr oder weniger stark ausgeprägt und kann sich teilweise von Objektiv zu Objektiv drastisch unterscheiden. Doch von Natur aus zeigt das Bokeh eher kreisrunde Formen in etlichen Variationen. Der Bokeh-Effekt hängt stark von der verwendeten Blendengröße ab. Je kleiner die Blendenzahl – im Umkehrschluss: je weiter die Blende, desto unscharfer wird der Hintergrund und je deutlicher prägt sich das Bokeh aus.
Im folgenden Bild zeigt sich das Bokeh als typische blasenartige Struktur Im Bereich des Hell-/Dunkelkontrastes im oberen Bildbereich.
Bokeh – Es muss nicht immer rund sein
Mit wenig Aufwand lässt sich das Bokeh recht eindrucksvoll manipulieren. Warum nicht also Dreiecke, statt Kreise? Benötigt werden lediglich schwarzer Tonkarton, eine Streulichtblende mit planem Rand und übliches Bastelmaterial (Schere, Bleistift, Tesafilm, Cuttermesser).
Die Streulichtblende wird mit dem Rand auf den Karton gestellt und dient als Schablone für einen passenden Kreis, der später möglichst bündig auf die Blende gesetzt wird.
Da der Kreis später möglichst bündig auf der Blende sitzen sollte, ist genaues Schneiden erforderlich. Bündig deshalb, da möglichst kein Licht durch den Rand schimmern sollte.
Ein Kreis aus Karton bringt noch kein dreieckiges Bokeh. Dazu kommt nun ein wenig Geometrie ins Spiel. Es gilt, ein gleichschenkliges Dreieck in die Mitte des Kreises zu setzen und dieses auszuschneiden. Ein Cuttermesser eignet sich hierzu optimal.
Der so vorbereitete Pappkreis wird mit Klebeband auf den äußeren Rand der Blende geklebt. Vier Streifen reichen eigentlich aus, um den Lichteinfall durch den Randspalt gering zu halten.
Zugegebenermaßen sieht das Konstrukt alles andere als schön aus. Und damit soll nun ein solcher Effekt machbar sein? Ich war natürlich sehr gespannt und konnte es kaum abwarten, erste Probefotos zu schießen.
Prinzipiell funktioniert diese Methode sehr gut. Das Bokeh nimmt tatsächlich dreieckige Formen an und erscheint in einer komplett neuen Optik.
Dadurch dass der Lichteinall durch das Dreieck limitiert wird, wird das Bild mit Pappblende deutlich dunkler, als ohne. Leider hatte ich auf die Schnelle kein besseres Motiv zur Verfügung, so dass der Bambus herhalten musste, in dessen Hintergrund ein Amberbaum steht. Besonders schön zeigt sich der Dreieckseffekt an den Lichtern, die durch das Laub scheinen.
Ein simpler Kniff, der spannende Möglichkeiten der Bildgestaltung bietet. Allerdings war ich bei der Umsetzung ein wenig zu euphorisch und arbeitete zu ungenau. Dadurch, dass ich das Dreieck eher freihand in die gedachte Mitte setzte, war es natürlich nicht exakt zentriert, wodurch sich bei kleineren Brennweiten ungleichmäßige Ränder zeigen. Auch die Größe des Dreiecks war zufällig gewählt. Ich denke, dass auch hier Optimierungsbedarf in Abhängigkeit zur Brennweite, Streulichtblende und Blende besteht. Bei einer Kantenlänge von 20mm, in Verbindung mit einer 60mm hohen Streulichtblende als Träger, ließ sich die Pappblende erst bei recht hohen Brennweiten über 200mm nutzen. Bei kleineren Brennweiten zeigte sich hier eine starke Vignettierung in Dreieckform.
Zum Vergleich noch einmal das selbe Motiv ohne Pappblende. Dadurch deutlich heller – aber auch mit gewöhnlichem Bokeh.
..und so sieht es in Aktion aus
Rein theoretisch müssten auch andere Formen möglich sein. Wie wäre es mit einem zahnradförmigen Bokeh oder Herzen für die Damen? Möglich ist sicher vieles. Ich werde mich bei Zeiten sicherlich noch weiter damit auseinandersetzen und experimentieren.