Blitz: gegen die Sonne geblitzt
Zugegebenermaßen bin ich kein großer Freund von Blitzen. Besonders der starre, interne Blitz der Kamera wirkt manchmal wie eine Photonenkanone, die viel zu harte Schatten und viel zu scharfe Kanten frontal ins Bild schmeißt. Da ich keinen Aufsteckblitz habe, mit dem sich „entfesselt“ – sprich aus anderen Richtungen – blitzen lässt, verzichte ich für gewöhnlich gänzlich aufs Blitzen. Lediglich Schnappschüsse, die auch bei Dunkelheit ohne Langzeitbelichtung erkennbar sein sollen, werden geblitzt. Für alles Andere vertraue ich lieber auf die Langzeitbelichtung über mehrere Sekunden hinweg. Da ich bevorzugt statische Dinge – und keine Menschen – fotografiere, ist dies auch kein Problem.
Doch ist ein Blitz bei Weitem nicht nur ein Mittel, um bei nicht mehr ausreichendem Licht mit kurzen Verschlusszeiten zu fotografieren, sondern kann explizit zur Bildgestaltung eingesetzt werden. Das beste Beispiel ist das so genannte entfesselte Blitzen, welches sich sehr für Tabletop- und Studiofotografie, bzw. zur Portraitfotografie eignet. Dabei werden idealerweise mehrere Blitzgeräte verwendet, die synchron von der Kamera gezündet werden. Durch die überlagernden Lichtkegel werden die harten Schatten, die beim frontalen Blitzen erzeugt werden ausgemerzt, bzw. die Schatten lassen sich gezielt lenken.
Ein Stilmittel, das bei der Portraitfotografie unverzichtbar ist und individuelle Akzente setzt.
Doch auch ein interner Blitz, der sturr und frontal aufs Motiv feuert, muss nicht ausschließlich zur banalen Aufhellung von Schnappschüssen verwendet werden, sondern kann ebenfalls zur gezielten Bilderzeugung genutzt werden. Das beste Beispiel: Man fotografiert ein Objekt, oder eine Person, vor einem Sonnenuntergang. Fotografiert man dieses Motiv ohne Blitz, wird der Sonnenuntergang so dominant erscheinen, dass von dem Objekt oder der Person lediglich dunkle Umrisse ohne Details zu erkennen sind. Der extrem hohe Kontrast macht ein solches Bild unansehnlich.
Der Grundgedanke hierbei ist, das zu fotografierende Objekt aufzuhellen. Da das Sonnenlicht direkt aus dem Hintergrund scheint und diesen optimal beleuchtet, kann man also den Blitz verwenden, ohne dass die dämmernde Umgebung in einen tiefen Nachtschatten getaucht wird. Fotografiert man nämlich ein Objekt bei Dämmerung mit Blitz ohne Lichtquelle aus dem Hintergrund, so verschwindet dieser Hintergrund beim Blitz früher oder später in absoluter Dunkelheit.
Das folgende Bild ist nicht unbedingt die Paradekomposition, doch zeigt es als Beispiel recht gut, was hier der Blitz bewirkt. Der Hintergrund samt Sonnenuntergang ist knackig, aber nicht zu aufdringlich und der beschmierte Turm im Vordergrund ist ebenfalls gut zu erkennen. Ohne Blitz würde man hier nur eine unterbelichtete Silhouette wahrnehmen.
Wie schon erwähnt, besitze ich keinen Aufsteckblitz, sondern verwende lediglich den internen Blitz der EOS 700D, der frontal aufs Motiv feuert. Dadurch wirkt die Beleuchtung sehr statisch und irgendwie typisch für Schnappschüsse. Die Einstellungsmöglichkeiten sind hierbei nicht sonderlich komplex. Jedoch lässt sich die Stärke des Blitzes regulieren, wodurch sich die hellen Stellen sicherlich noch ein wenig hätten reduzieren lassen. Durchs entfesselte Blitzen mit einem externen Aufsteckblitz hätte sich beispielsweise noch die Seite mit dem Strichmännchen zusätzlich beleuchten lassen, wodurch die Helligkeitsunterschiede zur Vorderseite nicht so gravierend ausfallen würden.
Der beschmierte Turm ist lediglich ein nicht all zu kreatives Beispiel. An seiner Stelle könnte auch eine Person, ein Auto oder was auch immer stehen – eben lediglich ein Motiv, dass man frontal vor einem Sonnenuntergang fotografiert. Auch könnte eine Person vor einer solchen Szenerie, wie dem beschmierten Turm mit Sonnenuntergang im Hintergrund, posen. Der Gestaltungsfreiheit sind keine Grenzen gesetzt.
ps. ein Vergleichsbild ohne Blitz wäre hierbei nun schlau gewesen, doch leider kam ich erst beim Sichten der Bilder auf die Idee, diesen Artikel zu verfassen. Vielleicht lässt sich das Beispielbild nachholen! 😉