unterwegs mit Altglas: Danubia Compact 35mm 1:2.8
Um alte, manuelle Objektive schert sich mittlerweile eine nicht zu verachtende Community. Manch eingefleischter Fan fotografiert ausschließlich mit Altglas und weiß die Vorzüge der manuellen Linsen zu schätzen.
Für alte Linsen spricht die Bildoptik, die vielfach den Zeitgeist des Objektives widerspiegelt. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Bokeh, das bei einigen Exemplaren das Anschaffungskriterium Nummer eins ist. Hierbei spricht der Fan bei besonders stark und ästhetisch ausgeprägten Bokehs gern vom „Blubbern“. Ein Blick auf solche Aufnahmen erklärt die Wortfindung: Ein Seifenblasenartiges Bokeh, das man in der Form bei modernen Objektiven kaum findet.
Über Geschmäcker lässt sich für gewöhnlich streiten, doch hat das Bokeh alter Linsen durchaus seinen Reiz.
Ich spielte schon lange mit der Idee, auch auf den Altglaszug aufzuspringen und mich mit manuellen Objektiven zu beschäftigen. Neben ihren bildgebenden Eigenschaften, ist es die Bedienung, die ihren besonderen Reiz verströmt; manueller Fokus (Bin ich eh von Stativaufnahmen gewohnt) und vor allem die manuelle Blendenwahl direkt am Objektiv sind zwei Dinge, die in der heutigen Zeit mittlerweile nur zu gern in Vergessenheit geraten.
Nach langen Zögern schlug ich nun auf der Auktionsplattform mit dem „e“ zu und schnappte mir auf gut Glück ein manuelles Danubia 35mm mit 1:2.8er Blende und M42 Anschluss. Da die Adaptierung auf Canon EOS hierbei recht einfach ist und M42 Linsen mittlerweile für kleines Geld hinterhergeworfen werden, sollte es für’s erste Testen natürlich dieses Bajonett sein. (und wie konnte es anders sein, habe ich mir direkt eine Handvoll anderer M42 Linsen bestellt – doch sind diese noch nicht angekommen)
Die kleine Linse macht einen mächtig stabilen Eindruck. Kaltes Metall und entsprechendes Gewicht sprechen für hohe Verabeitungsqualität. Auf der Linse selbst steht zwar made in Japan, doch verorte ich Danubia laut einigen Altglasforen in den ehemaligen Ostblock. DDR oder UDSSR – irgendwas in diese Richtung. Das Alter wird demnach wohl auch mindestens 30 Jahre betragen. Wobei ich da nur raten kann und mich mit der Materie Altglas noch nicht wirklich auskenne.
Die Adaptierung mittels M42 auf EF Adapter ist simpel und somit lässt sich die Scherbe an jeder EOS nutzen. Ganz ähnlich einer modernen USM-Linse, funktioniert der manuelle Fokus auch hier recht simpel und das Auge kann mittels Sucher recht zuverlässig die Schärfe ermitteln. Präziser geht’s mit Stativ und Liveview.
Der erste Eindruck war recht nüchtern. Die Bildqualität der Linse ist nicht unbedingt die beste, auch das berühmte Blubbern konnte ich bislang nur ein einziges Mal halbwegs effektvoll erzielen. Ansonsten entspricht das Objektiv eher dem, was ich von 90er Jahre EF-Linsen gewohnt bin – in Bezug auf Bildstil und Qualität. Jedoch lässt sich das gute Stück leider nicht auf unendlich fokussieren. Nach knapp 10m wird alles unscharf. Für Landschaftsaufnahmen denkbar ungeeignet. Auch Architekturaufnahmen sind somit schon eher eine Qual, auch wenn das Manko in kleineren Auflösungen eher untergeht. Schuld daran ist jedoch nicht die Linse als solche, sondern vielmehr der EF-Adapter, der einen Hauch zu Dick ist. Ein geringeres Auflagemaß würde das Steuer ‚rum reißen. Entweder halte ich Ausschau nach einem dünneren Adapter oder ich schleif den aktuellen wenige Mikrometer runter. Workarounds gibts einige.
Im Nahbereich kann man mit der Linse jedoch knackige Schärfe erzielen – zumindest auf dem Stativ. Dank der 2.8er Blende hat man theoretisch sogar eine gute Freistellung, die die Linse auch als Portraitlinse verwenden lässt. Jedoch ist die Brennweite hierfür etwas zu kurz, so dass auch die 2.8er Blende nicht wirklich effektvoll genutzt werden kann.
Auch wenn ich mit diesem Glas noch nicht zufrieden bin und meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, freue ich mich schon auf die unzähligen anderen Linsen, die in Kürze bei mir eintrudeln werden! 🙂
Anbei Beispielaufnahmen, davon u.a. auch eine mit 12mm Zwischenring (weiße Blüten). Die Bilder sind bis auf wenige Beschneidungen und Feinabstimmungen im Weißabgleich OOC.
Freue mich riesig, wenn ich im WWW einen Altglasfotografen finden.
Vielen Dank für Deine Bilder. Werde sicher öfters mal vorbeischauen und habe daher Deinen Blog aboniert.
LG Bernhard