Urbex: Zu Besuch in der Geistersiedlung
Wenn man die Bilder betrachtet, mag man es kaum glauben, aber heute führte es mich nicht in den ehemaligen Ostblock, sondern in eine benachbarte Stadt, mitten in NRW.
Wie so häufig bei verfallenen Objekten, war auch diese Geistersiedlung noch vor wenigen Jahren ein heißumkämpftes Pflaster auf dem Immobilienmarkt. Ein Investor sollte die komplette Bergarbeitersiedlung renovieren und zu einer gehobenen Wohnanlage umbauen. Achtung: Deja-vu. Auch dieser Investor scheiterte mit seinem Vorhaben und ging bankrott. Eine Situation, wie sie bei vielen verfallenen Objekten nicht unbekannt ist. Das skurrile hierbei ist jedoch, dass einige Häuser bereits saniert wurden. So findet sich auf einem ein komplett neuer Dachstuhl, der seit einigen Jahren abermals dahinrottet. Auch neue Fenster wurden verbaut, die jedoch mittlerweile eingeschmissen wurden. Es ist ein Trauerspiel..
Auch wenn die Siedlung noch nicht wirklich lange leersteht und bis Ende 2012 wohl noch bewohnt war, ist ihr mittlerweile jegliches menschliche Leben entwichen. Neben den wenigen Häusern, die als Baustelle zurückgelassen wurden, sind andere Gebäude völlig dem Verfall ausgesetzt und bereits teileingestürzt.
Der Verfall eines alten Hauses kommt zusehens. Es muss nur eine undichte Stelle im Dach vorhanden sein – ein starker Sturm, der eine handvoll Dachziegel wegwehte – und schon gelangt Wasser ins Innere. Hat das alte Holz erstmal die Feuchtigkeit aufgenommen, ist die Fäulnis nicht mehr weit und der Kollaps vorprogrammiert. Binnen eines Jahres kann ein leerstehender Altbau in sich zusammenfallen und zu einer kompletten Ruine werden.
Trotz der vorherrschenden Morbidität dieser Siedlung, haben sich neue Bewohner eingefunden. Auch wenn die Geräusche der Gartengeräte aus den nahegelegenen Schrebergärten nicht zu überhören sind, vernimmt man hier und da ein Kratzen und Scharren oder es fallen irgendwo in den Ruinen Dinge um. Geräusche, die man sich auf anhieb nicht erklären kann und der Siedlung hier und da den Ruf einer Geisterstadt eingebracht haben. Jedoch wird man beim Rundgang auf einen kleinen Schuppen treffen, der schon von weitem einen sehr typischen Geruch verströmt: Katzenfutter!
Mehrere Dutzend streunende und verwilderte Hauskatzen leben mittlerweile in der Siedlung und werden von ehrenamtlichen Helfern des Tierschutzvereins versorgt. Im Schuppen finden sich neben Futterstellen auch gemütliche eingerichtete Schlafkörbe, die in Regalen liegend wie Hochbetten wirken.